Republikanischer Club - Neues Österreich
1010 Wien, Rockhgasse 1, (Eingang Cafe Hebenstreit)
Es diskutieren:
Georg Tidl
Der damalige ORF Journalist und Historiker deckte bereits 1985, lange vor der Berichterstattung anderer Journalisten, die Kriegsvergangenheit Kurt Waldheims auf. 30 Jahre später beschreibt Georg Tidl in seinem Buch „Waldheim – Wie es wirklich war“, was damals vorgefallen ist, wer sein Hauptinformant war und warum er dreißig Jahre geschwiegen hat.
Doron Rabinovici
Doron Rabinovici ist Schriftsteller und Historiker. Er ist einer der Sprecher und Gründungsmitglied des Republikanischen Clubs. Der Republikanische Club – Neues Österreich wurde 1986 im Laufe der
Waldheim-Affäre gegründet. Das ursprüngliche Ziel der Gründer_innen war es, die Vergangenheit Österreichs aufzuhellen.
Diskutiert wird über die damaligen Ereignisse, über die Recherche und das Buch von Georg Tidl, das österreichische Geschichtsverständnis, die Aufarbeitung der Geschichte, die österreichische Zivilgesellschaft bzw. deren Beitrag dazu und wohl auch über den aktuellen Präsidentschaftswahlkampf.
Als im Frühjahr 1985 der ehemalige UN-Generalsekretär Kurt Waldheim von der ÖVP als Präsidentschaftskandidat nominiert wurde, erschienen bald Berichte über seine Kriegsvergangenheit. Der ehemalige Angehörige des SA-Reiterkorps und des NS-Studentenbundes hatte in seiner Biografie u.a. verschwiegen, dass er 1941 unter SS Kommando gekämpft hatte und 1942 zur Heeresgruppe E der Deutschen Wehrmacht nach Saloniki versetzt worden war, einer Einheit, die an der Deportation der jüdischen Bevölkerung beteiligt war. Mit Aussagen wie "Ich habe im Krieg nichts anderes getan als hunderttausende Österreicher auch, nämlich meine Pflicht als Soldat erfüllt", legitimierte er nicht nur seine Vergangenheit, sondern auch das NS-Regime. Waldheims Vergangenheit dominierte den Präsidentschaftswahlkampf. Wenngleich Waldheim die Wahl gewann, führte die Debatte dazu, dass sich die Österreicher erstmals kritisch mit ihrer Rolle während der Nazizeit auseinandersetzten.
[1] ORF-Interview vom 9. März 1986